Martin Sträßer MdL im Gespräch mit Kreislandwirt Bernd Kneer: „Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen“
Der örtliche Landtagsabgeordnete Martin Sträßer besuchte Bernd und Beate Kneer auf ihrem Hof in Wülfrath.
Er sprach mit ihnen über die aktuelle Lage in der Landwirtschaft sowie die Veränderungen innerhalb der Branche, auch in Bezug auf Wirtschaftsweisen und Tätigkeitsfelder.
„Viele Betriebe geben auf. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist deutlich rückläufig,“ sagt Bernd Kneer, der seit vielen Jahren auch als gewählter Kreislandwirt die Interessen seiner Branche im Kreis Mettmann vertritt. „Zugleich spezialisieren sich viele Betriebe, machen entweder Getreide- oder Viehwirtschaft und versuchen sich durch zusätzliche Tätigkeiten zusätzliche Einnahmen zu verschaffen.“
Das gilt auch für den Hof der Kneers. Sie verzichten schon lange auf Viehwirtschaft und konzentrieren sich vor allem auf Getreide und Zuckerrüben. Seine Ernte fährt er selbst. Vor einigen Jahren kam ein Gewerbebetrieb dazu, über den er Dienstleistung für andere anbietet. Er hat einen eigenen LKW, mit dem die Ernte seiner landwirtschaftlichen Produkte unter anderem nach Westfalen, Weeze und Holland transportiert wird. So versucht er, seinen Betrieb ganzjährig auszulasten.
In wenigen Tagen findet die Zuckerrübenernte statt. Die Eheleute Kneer sind zufrieden: „Dieses Jahr wird die Rübenernte, im Gegensatz zur Getreideernte gut ausfallen, denn es hat viel geregnet. Proberodungen haben zwar gezeigt, dass der Zuckergehalt noch nicht hoch ist – bezahlt wird nach Zuckergehalt -, aber die Sonne in den vergangenen Wochen und nächsten Tagen wird das verbessern.“
Von Kindern, die den Hof besuchen, wird er manchmal gefragt: „Wo sind deine Tiere?“ Dann geht er mit ihnen aufs Feld und zeigt ihnen die Regenwürmer. Regenwürmer und andere kleine Tiere lockern und belüften durch ihre Grabtätigkeit den Boden und sorgen für die nächste Generation der Pflanzen. Je mehr Regenwürmer im Boden graben, desto produktiver ist der Ackerboden.
Die Eheleute fühlen sich einer nachhaltigen Landwirtschaft verpflichtet und suchen ständig nach Verbesserungen. Im Gespräch werden aber viele Konflikte deutlich, die keine einfachen Lösungen zulassen. Die Anwendung von Glyphosat versucht er zu vermeiden, muss dann aber den Boden mit dem Traktor intensiver bearbeiten und verbraucht dadurch mehr Treibstoff. Kneer: „Was ist nachhaltiger: weniger Glyphosat oder weniger Diesel?“
Auch Tierwohl und Naturschutz können in einem Spannungsfeld stehen. Die Stallhaltung vermeidet Gülleeintrag ins Grundwasser, die Freilandhaltung ist sicher im Tierwohlinteresse, führt durch den Gülleeintrag aber zu höheren Emissionswerten.
Kneer verweist darauf, dass die Landwirtschaft unter ständiger Beobachtung steht: „Wir haben ja selbst größtes Interesse daran, unseren Boden zu erhalten. Das ist unser wichtigstes Kapital. Aber die Qualität von Boden, Grundwasser und Tierhaltung werden zusätzlich extern überwacht.“ Das Umweltbundesamt veröffentlicht hierzu regelmäßig den Stand der Grundwasserqualität, denn zwei Drittel des Trinkwassers in Deutschland werden aus dem Grundwasser gewonnen.
Schließlich verändert auch die Energiewende die Landwirtschaft. Die vereinfachte Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen neben Autobahnen und Schienenwegen macht Landwirten große Sorgen. Die Pachtpreise sind deutlich höher als für die landwirtschaftliche Nutzung. Kneer: „Hier könnten uns viele Flächen für die Landwirtschaft verloren gehen.“
Landwirtschaft ist trotz moderner Technik immer noch ein arbeitsintensives Gewerbe. Und so bietet auch die Landwirtschaft sichere Arbeitsplätze. Kneer: „Wer bereit ist, in der Landwirtschaft eine Ausbildung zu machen und hier zu arbeiten, ist herzlich willkommen.“ Es gebe viele Menschen, die nicht von Höfen kommen. Und auch über die Höfe hinaus gebe es im vor- oder nachgelagerten Bereich viele interessante Arbeitsplätze.
Große Personalprobleme haben immer wieder Betriebe von Sonderkulturen – etwa bei der Ernte von Erdbeeren oder Johannisbeeren. Hier führt vor allem der Mindestlohn oft dazu, dass die Ernte unwirtschaftlich wird. Kneer: „Erdbeeren aus Spanien sind dann billiger als Erdbeeren vor der Haustür.“
Zum Abschluss des Gesprächs verweist Sträßer auf den Einfluss der Verbraucher*innen einer gesunden und nachhaltigen Landwirtschaft vor Ort: „Wir müssen uns unser Essen mehr kosten lassen – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Zum Beispiel weniger Fleisch, aber dafür gutes Fleisch kaufen. Dabei geht es nicht nur um die konventionelle oder biologische Herstellung. Beides kann umwelt- und tierschonend erfolgen. Wir müssen vor allem darauf achten, regional hergestellte gute Produkte zu kaufen. So wertschätzen wir auch die Landwirtschaft vor Ort.“